Drei heilige Männer gingen zusammen auf Reisen. 

Der eine war ein indischer Yogi, der zweite ein Sufi-Derwisch, der dritte ein Zen-Mönch. Unterwegs kamen sie zu einem kleinen Fluss. Die Brücke, die ursprünglich darüber führte, war vom Schmelzwasser weggespült worden.
„Ich zeige euch, wie man einen Fluss überquert“, sagte der Yogi - und ging doch tatsächlich hinüber, und zwar direkt auf der Wasseroberfläche!
„Nein, nein, so macht man das nicht“, sagte der Derwisch. „Passt gut auf, Freunde.“ Er fing an, sich im Kreis zu drehen, schneller und schneller, bis er nur noch ein verwaschener Fleck aus konzentrierter Energie war, und ganz plötzlich - peng! - sprang er ans andere Ufer. 
Der Zen-Mönch stand da und schüttelte den Kopf. „Ihr Dummköpfe“, sagte er, „ich zeige euch, wie man einen Fluss überquert.“ Und damit hob er sein Gewand an und watete vorsichtig durch den Fluss. 

Der junge Mann hatte schon viel gelernt, er war auf den angesehensten Schulen, hatte verschiedene Meister besucht und unterschiedliche Lehren studiert. Da hörte er eines Tages von dem alten Meister hoch oben im Gebirge. Also beschloss er dorthin zu gehen. Er packte seine sieben Sachen, verabschiedete sich, und ging früh am Morgen los. Er ging den ganzen Tag und die ganze Nacht. Früh am Morgen kam er an. Der Meister saß vor seiner Höhle, er lächelte und er trank Tee. Der junge Mann setzte sich zu ihm, und erzählte, was er schon alles gelernt hatte. Nach geraumer Zeit schloss er mit der Frage: „Meister, kannst Du mich jetzt lehren?“ Dieser lächelte, wartete einen Moment, und antwortete: „Geh zurück nach Hause, und komm in einem Monat wieder.“ Den gesamten Rückweg fragte sich der junge Mann, was er falsch gemacht haben könnte. Zu Hause diskutierte er das weiter, mit Freunden, Lehrern, jedem den er gerade traf.  

Nach einem Monat ging er wieder hoch in die Berge zum Meister. Er ging den ganzen Tag und die ganze Nacht. Früh am Morgen kam er an. Der Meister saß vor seiner Höhle, er lächelte und er trank Tee. Der junge Mann setzte sich zu ihm, und erzählte, was er glaubte, beim letzten Male falsch gemacht zu haben. Nach geraumer Zeit schloss er erneut mit der Frage: „Meister, kannst Du mich jetzt lehren?“ Dieser lächelte, wartete einen Moment, und antwortete: „Geh zurück nach Hause, und komm in einem Monat wieder.“ 

So gingen mehrere Monate ins Land. 

Eines Morgens kam der junge Mann wieder vor der Höhle des Meisters an. Der Meister saß vor seiner Höhle, er lächelte und er trank Tee. Der junge Mann setzte sich zu ihm, lächelte, und schwieg. Nach einer Zeit sagte der Meister: „Jetzt bist Du bereit. In ein volles Glas kann ich nichts füllen“. 

Zen-Mönchen ist der Kontakt mit Frauen verboten. Ein Mönch und sein Schüler kommen auf dem Heimweg an einen Fluss. Über diesen trägt der Mönch ein Mädchen, das weinend am Wegesrand sitzt, und dessen Elternhaus sich am anderen Ufer befindet. Dort lässt der Mönch das Mädchen wieder hinunter. Sein Schüler grübelt über den Regelbruch seines Meisters nach. 

Stunden später fragt er: „Meister, warum hast du das Mädchen berührt, obwohl wir das nicht dürfen?“ Erwidert der Meister: „Warum hast du das Mädchen mit nach Hause genommen? Ich habe es am Fluss zurückgelassen.“ 

Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei große Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug. Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Am Ende der langen Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die andere Schüssel jedoch immer nur noch halb voll. 

Jahre lang geschah dies täglich: die alte Frau brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war. 
Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: „Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft.“ 

Die alte Frau lächelte. „Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren.“ 

Ryokan hielt keine Predigten und tadelte nie jemanden. 

Einmal bat ihn sein Bruder, Ryokan in sein Haus zu kommen und seinem gestrauchelten Sohn zuzureden. Ryokan kam, sagte dem Jungen aber kein einziges Wort der Ermahnung. Er blieb über Nacht und bereitete sich auf seinen Abschied am nächsten Morgen vor. 

Als der widerspenstige Neffe Ryokan die Strohsandalen band, fühlte er einen warmen Tropfen Wasser. Er schaute auf und sah, wie Ryokan mit den Augen voller Tränen auf ihn hinunterschaute. 

Dann kehrte Ryokan nach Hause zurück, und der Neffe wandelte sich zum Besseren. 

Es war einmal ein König, der durch eine kleine Stadt zog und überall Anzeichen sah, die darauf deuteten, dass jemand in der Stadt ein Meister in der Kunst des Bogenschießens war. An Bäumen, Hecken, Zäunen und Mauern waren konzentrische Kreise aufgemalt und genau in der Mitte all dieser Kreise war das Loch eines Pfeiles. 
Der König fragte, wer denn der meisterliche Bogenschütze war. Man zeigte ihm einen zehnjährigen Jungen. „Das ist wirklich unglaublich“, sagte der König. „Wie ist es denn möglich, dass du solch ein fantastischer Bogenschütze bist?" 

„Das ist ganz einfach“, lautete die Antwort des Jungen, „Zuerst schieße ich und dann male ich die Kreise“. 

Der Zen-Meister war mit einem Schüler in der Stadt unterwegs. Als sie an einem blinden Bettler vorbeikamen, sagte der Meister zu seinem Schüler: „Gib dem Mann ein Almosen!“ Und der Schüler warf dem Mann eine Münze in den Hut. „Jetzt bedanke dich bei ihm“, sagte der Meister. 
Der Schüler tat dies widerwillig und sagte wenig später: „Warum sollte ich mich verneigen, der Mann war doch blind?“ Der Meister erwiderte: „Dies tut nichts zur Sache, die Verbeugung machst du für dich, und nicht für ihn. Und“, fügte er hinzu, „wer weiß, vielleicht ist der Mann ein Schwindler.“